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„Ganz ohne Frage würd es mir unendliche Freude machen, meinen werten, durchaus dankbar anerkannten, weit verteilten Freunden auch bei Lebzeiten diese sehr ernsten Scherze zu widmen, mitzuteilen und ihre Erwiderung zu vernehmen.“

– Johann Wolfgang von Goethe: Brief an Wilhelm von Humboldt.

Enstehungsgeschichte der Lesereihe

Gegründet wurde die Lesereihe SEHR ERNSTE 2016 als Sehr Ernste Scherze von Timo Brandt, Luca Manuel Kieser, Stephan Langer, Katharina Pressl und Damon Taleghani. Zu diesem Zeitpunkt war das Institut für Sprachkunst als weitere Schreibschule im deutschsprachigen Raum etabliert. Auf den Buchmessen arbeitete man mit den Instituten aus Biel, Hildesheim und Leipzig zusammen, die Literaturzeitschrift JENNY erschien bereits zum vierten Mal und die ersten Bücher von Sprachkunst-Absolvent*innen wurden publiziert. In Kooperation mit dem Literaturhaus Wien gab es eine Bühne, auf der sich die Studierenden zum Ende eines jeden Semesters präsentieren konnten. Was fehlte war jedoch eine Lesereihe, wie es sie in anderen Städten wie Leipzig längst gab: Ein von der jungen Literatur-Szene selbst organisiertes und kuratiertes Format, weder vom Literaturbetrieb und von Verlagen noch von Hochschulen abhängig. 

In Wien bot sich für einen solchen Rahmen das Café und Theater Spektakel an: Ein kleiner Kulturort, zentral an der Wienzeile gelegen und in der Stadt bekannt für Off-Theater-Produktionen, Konzerte und Vernissagen. Es verfügte über Bühne, Barbereich, Ausstellungsräumlichkeiten und Platz für rund 100 Besucher*innen. Für etwa ein Jahr fand daraufhin monatlich je eine Lesung statt, bei der ausschließlich Studierende der Sprachkunst lasen. Auf längere Sicht nicht besonders nachhaltig: Im Herbst 2017 hatte beinahe das gesamte Institut gelesen. Im gleichen Jahr schieden Stephan Langer und Katharina Pressl aus dem Redaktionsteam aus und Raphaela Edelbauer trat bei. 

Die Reihe wurde schließlich als Verein eingetragen. Lesungen fand nun alle zwei Monate statt und die Zielsetzung wurde überdacht: Den Studierenden sollte nicht nur Bühne, sondern auch Vernetzungsmöglichkeit mit freien Autor*innen geboten werden. Durch Förderungen vom Bezirk Margareten und von der Stadt Wien wurde es möglich, Lesende, die Fahrtkosten benötigten, einzuladen. Das Konzept der Reihe beinhaltete von da an einen Leseplatz aus dem deutschsprachigen Raum, zwei aus Österreich (einer davon aus der aktiven Studierendenschaft und einer aus der jüngeren Literaturszene). 

Mit Beitritt der Lesereihe in das Netzwerk der Unabhängigen Lesereihen verließen Timo Brandt und Damon Thaleghani im Frühjahr 2019 das Redaktionsteam. Dafür traten Fiona Sironic und Hannah Bründl dem Verein bei, der im Zuge dieser Neuorientierung auf SEHR ERNSTE  abgekürzt wurde und am Festival der Unabhängigen Lesereihen in Nürnberg auftrat. Im Sommer 2020 stießen Felix Senzenberger, Fred Heinemann, Anouk Doujak und Laura Anton hinzu, die Raphaela Edelbauer, Fiona Sironic und Luca Manuel Kieser ablösten.

Damit war SEHR ERNSTE zum ersten Mal in Händen einer völlig neuen Generation, die die Lesereihe durch Pandemie-bedingte Lockdowns manövrierte, fit für den digitalen Raum machte, Kooperationen anstieß und die Lesenden-Diversität stärkte. 2021 rückten Nicole Collignon, Valerie Zichy und Elisa Lehmann den Mitgliedern Anouk Doujak, Fred Heinemann und Laura Anton nach und und schrieben die Geschichte der Reihe weiter.

Es wird ab heute nur noch sehr ernst gespielt.

– Monika Rinck: Champagner für die Pferde, S.14.