



SEHR ERNSTE ist eine Wiener Lesereihe, die von Nicole Collignon, Elisa Lehmann, Valerie Zichy und Felix Senzenberger betrieben und kuratiert wird. Alle Teammitglieder studieren oder schlossen ab am Studiengang für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien. Seit 2016 findet SEHR ERNSTE fünf Mal jährlich am ersten Mittwoch des Monats im Café und Theater Spektakel (Hamburgerstraße 14, 1050 Wien) statt. Von den drei Leseplätzen pro Abend ist immer je einer für eine*n am Institut für Sprachkunst Studierende*n reserviert. Einen weiteren Platz versuchen wir an eine*n Autor*in zu vergeben, die*der hier in Wien lebt und schreibt. Als dritten Platz laden wir Autor*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ein. So haben bei SEHR ERNSTE bereits knapp 100 Autor*innen Texte aller Art gelesen, gezeichnet, gestreamt und performt, zuletzt u.a. Ann Cotten, Miroslava Svolikova, Caren Jeß, Lydia Haider, Sophie Reyer, Deniz Ohde, Esther Dischereit, Kinga Toth, Lina Ehrentraut, Jana Volkmann, Verena Stauffer, Lisa Krusche, Mirjam Wittig, Franziska Füchsl, Philipp Winkler, Amir Gudarzi und Jörg Piringer. SEHR ERNSTE ist es wichtig, einen Raum zu schaffen, der Lesenden mit diversen Hintergründen zugänglich ist, der Studierende und Anfänger*innen mit Berufs-Autor*innen auf der Bühne zusammenbringt und der auch Stimmen abseits des tendenziell heteronormativen, weißen, männlich dominierten Betriebs Raum gibt! Wie man sich konkret für einen Leseplatz bewerben kann, erfährst du unter "Kontakt&Call". Im April 2022 war der Podcast "Auf Buchfühlung" bei uns zu Besuch und hat die Lesenden und das Redaktionsteam interviewt. SEHR ERNSTE wird gefördert vom Bezirk Margareten, von der Stadt Wien, der hufak und der Universität für angewandte Kunst Wien. Wir sind Mitglied im Netzwerk der Unabhängigen Lesereihen e.V. Redaktion aktuell: Nicole Collignon, Elisa Lehmann, Valerie Zichy, Felix Senzenberger; Redaktion ehemalige: Timo Brandt, Luca M. Kieser, Stephan Langer, Katharina Pressl, Damon Taleghani, Raphaela Edelbauer, Fiona Sironic, Fred Heinemann, Anouk Doujak, Laura Anton, Hannah K Bründl;
„Ganz ohne Frage würd es mir unendliche Freude machen, meinen werten, durchaus dankbar anerkannten, weit verteilten Freunden auch bei Lebzeiten diese sehr ernsten Scherze zu widmen, mitzuteilen und ihre Erwiderung zu vernehmen.“
– Johann Wolfgang von Goethe: Brief an Wilhelm von Humboldt.

Enstehungsgeschichte der Lesereihe
Gegründet wurde die Lesereihe SEHR ERNSTE 2016 als Sehr Ernste Scherze von Timo Brandt, Luca Manuel Kieser, Stephan Langer, Katharina Pressl und Damon Taleghani. Zu diesem Zeitpunkt war das Institut für Sprachkunst als weitere Schreibschule im deutschsprachigen Raum etabliert. Auf den Buchmessen arbeitete man mit den Instituten aus Biel, Hildesheim und Leipzig zusammen, die Literaturzeitschrift JENNY erschien bereits zum vierten Mal und die ersten Bücher von Sprachkunst-Absolvent*innen wurden publiziert. In Kooperation mit dem Literaturhaus Wien gab es eine Bühne, auf der sich die Studierenden zum Ende eines jeden Semesters präsentieren konnten. Was fehlte war jedoch eine Lesereihe, wie es sie in anderen Städten wie Leipzig längst gab: Ein von der jungen Literatur-Szene selbst organisiertes und kuratiertes Format, weder vom Literaturbetrieb und von Verlagen noch von Hochschulen abhängig.
In Wien bot sich für einen solchen Rahmen das Café und Theater Spektakel an: Ein kleiner Kulturort, zentral an der Wienzeile gelegen und in der Stadt bekannt für Off-Theater-Produktionen, Konzerte und Vernissagen. Es verfügte über Bühne, Barbereich, Ausstellungsräumlichkeiten und Platz für rund 100 Besucher*innen. Für etwa ein Jahr fand daraufhin monatlich je eine Lesung statt, bei der ausschließlich Studierende der Sprachkunst lasen. Auf längere Sicht nicht besonders nachhaltig: Im Herbst 2017 hatte beinahe das gesamte Institut gelesen. Im gleichen Jahr schieden Stephan Langer und Katharina Pressl aus dem Redaktionsteam aus und Raphaela Edelbauer trat bei.
Die Reihe wurde schließlich als Verein eingetragen. Lesungen fand nun alle zwei Monate statt und die Zielsetzung wurde überdacht: Den Studierenden sollte nicht nur Bühne, sondern auch Vernetzungsmöglichkeit mit freien Autor*innen geboten werden. Durch Förderungen vom Bezirk Margareten und von der Stadt Wien wurde es möglich, Lesende, die Fahrtkosten benötigten, einzuladen. Das Konzept der Reihe beinhaltete von da an einen Leseplatz aus dem deutschsprachigen Raum, zwei aus Österreich (einer davon aus der aktiven Studierendenschaft und einer aus der jüngeren Literaturszene).
Mit Beitritt der Lesereihe in das Netzwerk der Unabhängigen Lesereihen verließen Timo Brandt und Damon Thaleghani im Frühjahr 2019 das Redaktionsteam. Dafür traten Fiona Sironic und Hannah Bründl dem Verein bei, der im Zuge dieser Neuorientierung auf SEHR ERNSTE abgekürzt wurde und am Festival der Unabhängigen Lesereihen in Nürnberg auftrat. Im Sommer 2020 stießen Felix Senzenberger, Fred Heinemann, Anouk Doujak und Laura Anton hinzu, die Raphaela Edelbauer, Fiona Sironic und Luca Manuel Kieser ablösten.
Damit war SEHR ERNSTE zum ersten Mal in Händen einer völlig neuen Generation, die die Lesereihe durch Pandemie-bedingte Lockdowns manövrierte, fit für den digitalen Raum machte, Kooperationen anstieß und die Lesenden-Diversität stärkte. 2021 rückten Nicole Collignon, Valerie Zichy und Elisa Lehmann den Mitgliedern Anouk Doujak, Fred Heinemann und Laura Anton nach und und schrieben die Geschichte der Reihe weiter.

Es wird ab heute nur noch sehr ernst gespielt.
– Monika Rinck: Champagner für die Pferde, S.14.